Brustkrebs

Wann sollten Sie Ihren Arzt des Vertrauens aufsuchen?

Es ist wichtig, dass sie bei einer Verhärtung, einem Knoten oder einer entzündlichen Rötung ihrer Brust den Arzt oder die Ärztin ihres Vertrauens aufsuchen. Heute ist Brustkrebs in 85–90% heilbar.

Diagnose und lokale Behandlung

Zunächst wird der Tumor in der Brust mittels Mammografie, Ultraschalluntersuchung und bei Bedarf mittels Magnetresonanztomografie ausgemessen und seine Lage bestimmt. Danach wird die Krebsdiagnose durch eine gezielte Gewebeentnahme aus dem Tumor bestätigt. In der Regel gelingt es, den Tumor unter Erhaltung der Brustdrüse zu entfernen. Eine Entfernung der gesamten Brustdrüse ist selten nötig. In der gleichen Operation wird der unmittelbar vor der Operation markierte Wächterlymphknoten in der Achselhöhle entfernt. Der Nachweis von Metastasen im Lymphknoten ist für die Prognose der Krankheit und die Wahl der Nachbehandlung von Bedeutung. Wird brusterhaltend operiert, ist eine Nachbestrahlung der betroffenen Brust erforderlich.

Die Systemtherapie mit Medikamenten

Zur Verbesserung der Heilungschance wird eine medikamentöse Behandlung (Systemtherapie) mit Hormonen, Anti-Her2-Antikörpern und Chemotherapie eingesetzt. Die Systemtherapie kann vor oder nach der Operation verabreicht werden. Die konkrete Therapieempfehlung wird aufgrund der Tumorgrösse, des Lymphknotenbefalls und der histologischen Untersuchungsergebnisse an unserer wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz erarbeitet. Teilnehmer sind Fachspezialisten mit jahrelanger Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von Brustkrebs. Die Therapieempfehlungen werden wir nach dieser Konferenz mit ihnen in einem ausführlichen Gespräch erörtern und die für sie geeignete Behandlung im Detail besprechen.

Man unterschiedet vier Typen von Brustkrebs. Sie haben Einfluss auf die Wahl der Systemtherapie.

  1. Brustkrebs Typ luminal A: hohe Dichte von Östrogen- und Progesteronrezeptoren (Hormonrezeptoren) auf der Oberfläche der Tumorzelle und tiefe Wachstumsrate
  2. Brustkrebs Typ luminal B: mässig hohe Hormonrezeptordichte und/oder mittlere Wachtumsrate
  3. HER2-positiver Brustkrebs: Nachweis von Vermehrung (Amplifikation) des HER2 Gens im Zellkern oder erhöhter Dichte von Her2-Rezeptoren an der Zelloberfläche
  4. Dreifach (triple) negativer Brustkrebs: Kein Nachweis von Hormonrezeptoren, fehlende Vermehrung des HER2 Gens im Zellkern, hoher Wachstumsrate

Immer häufiger kann auf eine subjektiv belastende Chemotherapie verzichtet werden. während früher bei Frauen mit Brustkrebs Typ luminal B, nach der Operation eine Chemotherapie durchgeführt wurde, kann heute dank Genanalysen im Tumorgewebe (z.B EndoPredict-Test) bei fast der Hälfte darauf verzichtet werden. Folgende Systemtherapien werden am häufigsten vorgeschlagen:

  1. Brustkrebs Typ luminal A: Hormontherapie, auch Antihormontherapie oder endokrine Therapie genannt (Tabletten)
  2. Brustkrebs Typ luminal B: Chemotherapie und/oder Hormontherapie, je nach Endopredict--Test
  3. HER2-positiver Brustkrebs: Antikörpertherapie mit gegen HER2-gerichteten Antikörpern (und Hormontherapie bei Nachweis von Hormonrezeptoren)
  4. Triple negativer Brustkrebs: klassische Chemotherapie, Immuntherapie

Brustkrebs in der Familie?

Jede 8. Frau erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs. Aus diesem Grund finden sich in der Verwandtschaft oft weitere Frauen mit dieser Diagnose. Das bedeutet nicht zwingend, dass sie an einer vererbbaren Form von Brustkrebs leiden.
Das Risiko für eine vererbbare Form von Brustkrebs ist erhöht, wenn sie mehrere Verwandte ersten Grades mit Brustkrebs oder Eierstockkrebs haben (Schwester, Mutter), wenn sie selbst oder ihre Verwandten sehr jung d.h. vor dem 40 Lebensjahr an Brustkrebs erkrankt sind, wenn bei ihnen Krebs in beiden Brüste festgestellt wurde, wenn sie einen männlichen Verwandten mit Brustkrebs haben oder wenn bei ihnen ein triple negatives Mammakarzinom diagnostiziert wurde. Deshalb ist ihre Familiengeschichte wichtig und sie wird im Rahmen einer genetischen Beratung sorgfältig erfragt.
Die Testung der Gene, die mit erhöhtem Brustkrebsrisiko einher gehen, erfolgt aus einer Blutprobe. Nebst den bekannten Mutationen in den Breast Cancer Genen 1 und 2 (BRCA1 und BRCA 2-Gen) werden heute weitere, seltenere Mutationen (z.B. PALB2, ATM u.a.m.) gesucht, um eine genetische Variante nicht zu verpassen. Die genetische Beratung wird in unserem Brustzentrum, Klinik St. Anna von speziell geschulten SpezialistInnen vorgenommen.

Hier geht zum Brustzentrum der Klinik St. Anna

Dr. med. Hubert Schefer
Facharzt für medizinische Onkologie, Allgemeine Innere Medizin
hubert.schefer@hin.ch